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# Das kann der mal gebrauchen?

In meinem nächsten Beitrag, gehe ich auf gewisse Anfragen ein, die uns Hundepensionen erreichen, wo wir alle der Meinung sind: Dafür sind wir nicht zuständig. Und wie immer, wird kein Blatt vor den Mund genommen.


Wie ihr euch denken könnt, erhalten Hundepensionen allerhand Anfragen für die Betreuung von Hunden. Und eines erleben wir immer wieder.


Die Beschreibung des Hundes: Mein Hund ist nicht so verträglich mit anderen Hunden / Mein Rüde ist unkastriert und sehr sexuell motiviert / Mein Hund ist wild und will IMMER nur spielen....


Das sind die 3 meisten Anfragen, auf die ich jetzt eingehen möchte und wieso Pensionen deswegen am Telefon bereits schon stöhnen. Das liegt nicht an dem Hund. Sondern eher an der Einstellung des Menschen und die zumeist daraus entstehende Diskussion.




Labrador

In einem Telefonat oder in dem Erstkontakt per E-Mail stelle ich zB. einige Fragen, die den Hund betreffen, da man leider oft nichts in der Anfrage als Information zu dem Hund bekommt. Meistens kenne ich die Krankenakte der Schwester der Nachbarin dessen Schwägerin besser, als zu wissen, um welche Rasse es sich handelt. So frage ich nach der Rasse, dem Alter, m/w und NEIN kein m/w/d .... kastriert ja/nein und wie die Verträglichkeit des Hundes aussieht. Bei Retrievern frage ich eher, wie andere Hunde auf ihn reagieren. Wenn die Menschen ihren Hund, wie oben genannt, beschreiben (unverträglich, sexuell motiviert, wild), erkläre ich den Leuten, dass so ein Verhalten in einer Hundegruppe nicht gut ankommt und die Eskalation bereits vorprogrammiert ist. Die allermeisten entgegnen daraufhin, dass ihr Hund das mal gebrauchen kann. Wieso das nicht geht und wieso es sogar fahrlässig ist, erkläre ich euch jetzt.


Der wilde/unverträgliche/triebige Hund kommt nun also in eine harmonische Hundegruppe, die hier gerade ihren Urlaub verbringt. Sie hatten keinen Stress und jeder konnte toben und dösen, wie er mochte. Und nun kommt der Wirbelwind in die Gruppe, der alles und jeden aufmischt. Die Mädels werden bestiegen und berammelt. Friedliche Rüden, werden angegriffen und angepöbelt. Rentnerhunde werden die ganze Zeit angestupst, an gefiedelt und zum Spielen aufgefordert. Die Menschen denken also wirklich, dass es nun die Aufgabe der Hunde ist, ihren Hund jetzt permanent zu maßregeln und zu erziehen. Weil, "Das kann er ja mal gebrauchen". Die Hunde sollen also ihren Aufenthalt hinweg, die Aufgabe übernehmen, die der Mensch die letzten Jahre hat schleifen lassen. Falls sich jetzt einige fragen: Wieso, aber der Betreuer ist doch auch noch da? Das ist richtig. Aber nicht permanent und auch wir können nicht jahrelanges Ausbleiben jeglicher Erziehung wegzaubern.


Bei aller Liebe. Aber da muss einem doch der normale Menschenverstand suggerieren, dass das nicht geht. Mal abgesehen davon, dass ihr eigener Hund massive Verletzungen davontragen kann, wenn er auf den Falschen trifft, wieso möchte ich die anderen Hunde unter Dauerstress setzen? Wieso setze ich das "vermeintliche" Wohl meines eigenen Hundes, über das Wohl 10 anderer Hunde? Die Hunde kommen nicht in die Betreuung, um vergewaltigt zu werden. Sie kommen nicht in eine Pension, um ständige Ansagen zu verteilen und sie kommen auch nicht in die Betreuung, um angegriffen zu werden, nur weil sie atmen.


Es ist NICHT die Aufgabe einer Hundepension und deren Gäste, unerzogene und nicht sozialisierte Hunde zu erziehen und zu sozialisieren. (Es gibt jedoch Sozialisierungsthemen die wir gut umsetzen können -Thema Angsthund- in einem späteren Extrabeitrag)


Man kann den Hund nicht permanent von anderen Hunden fernhalten und jeglichen Hundekontakt in der Welt verbieten und vermeiden und dann von einer Hundepension erwarten, dass sie per Express Zauberei dieses jahrelange Defizit verpuffen lässt. Es ist nicht die Aufgabe der Hundegäste, die hier ihren Urlaub verbringen, unter massivem Stress einen anderen Hund zu bändigen. Und wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass das den Leuten egal ist, dass die anderen Hunde und der Betreuer darunter leiden (was leider wirklich oft so ist). Ist es ihnen auch egal, dass ihr eigener Hund am Ende ebenfalls der Leidtragende ist, wenn ein Hund die Ansage überspringt und direkt mit Angriff reagiert? Ich denke nicht. Oder ich sage mal, ich hoffe nicht.


Bitte bitte bitte. Überlegt euch gut, ob euer Hund gruppentauglich ist. Ob er mit anderen Hunden zur Ruhe kommen kann. Ob er verträglich ist. Vorsichtig und respektvoll ist. Trefft euch mit anderen Hunden und dessen Besitzern. Lasst Hundekontakt auch mal zu. Ihr könnt von eurem Hund nicht erwarten, auf einmal mit Hunden kommunizieren zu können, wenn es ihm sonst nur verboten wird. Verbietet euren Hunden nicht die Hundesprache (dazu werde ich noch in einem gesonderten Beitrag eingehen). Ich meine, ihr könnt natürlich auch jeglichen sozialen Kontakt vermeiden. Dann kommt aber eine familiäre Hundebetreuung vermutlich für euren Hund nicht infrage. Dann muss eine Betreuung gewählt werden, die die Möglichkeit der Einzelzwingerhaltung hat.



Hundegruppe


Die Aufgabe der Hundebetreuer ist nicht, wahllos Hunde aufzunehmen, bis sie sich stapeln oder sich einander aufgefressen haben. Die Hauptaufgabe besteht darin, Hundegruppen zu erstellen, die funktionieren und im besten Falle super harmonieren. Oft lese ich Rezensionen von anderen Hundepensionen, in denen sich Kunden darüber beschweren, dass ihr Hund nach einem Kennenlernen oder Probetag (handhabt jeder anders) nicht aufgenommen wird oder nicht mehr kommen darf. Dabei will der Hund ja IMMER nur spielen, weil er ALLE Hunde liebt. Das ist ja schön und gut für den Hund (eigentlich nicht, weil Reizempfindlich = Stress). Die anderen 99% der dort anwesenden Hunde wollen das aber nicht. Es ist nicht böse gemeint, wenn Hunde abgelehnt werden. Es ist auch nicht persönlich gemeint. Wir wollen euch nicht ärgern. Wir wollen nur keine verletzten und gestressten Hunde. Und wir wollen Hunde, die gerne wiederkommen und uns nicht mit einer stressigen Zeit in Verbindung bringen. Die ungewohnte Situation an sich, ist für einige schon schwer zu überwinden. Da bedarf es keinen Stresses, der sich vermeiden lässt. Das ist Tierschutzrelevant. Da muss der Egoismus des Menschen mal hinten anstehen.


Bis zu nächsten Mal

Mellie

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